Anamorph + Gewinnspiel

28. July 2008

Anamorph + Gewinnspiel

Willem Dafoe in einer Hauptrolle - Das hat man selten und ein Film ist allein deshalb schon einen Blick wert ...

Originaltitel: Anamorph
Regie: Henry Miller
Darsteller: Willem Dafoe, Scott Speedman, Peter Stormare, Clea DuVall
Laufzeit: 103
FSK: 16
Ton: dts-HD 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
Regionalcode: Codefree
Bildformat: 2,35:1 (Anamorp / 16:9)
TV-Norm: 1080p
Produktion: 2007
Erschienen: 11.07.2008
Vertrieb: Koch Media
Preis: 20€

Film:
Man kann als Regisseur machen was man will - Sobald man einen Serienkillerfilm dreht, werden ausnahmslos alle ihn mit „Sieben\" vergleichen. Dieser Ausnahmefilm hat sich inzwischen einen gottähnlichen Ruf geschaffen, den noch kein anderer Thriller schwächen konnte. Auch „Anamorph\" schafft das nicht und egal welche seiner Kritiken man zu Rate zieht, immer fällt der Name von David Finchers Meisterwerk als Vergleichsobjekt.

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Für das Grundkonzept der Story liegt das auch Nahe: Ein unbekannter Killer tötet Menschen und arrangiert ihre Leichen dann zu echten Kunstwerken, die nur aus einem bestimmten Winkel betrachtet dann das „echte\" Bild ergeben. Ihm auf die Fersen hat sich der alkoholkranke Detective Stan Aubray (Willem Dafoe) geheftet, der mit so einem Fall vor fünf Jahren schon mal zu tun hatte und die Ereignisse von damals immer noch nicht überwunden hat. Aber ist der neue Killer ein Trittbrettfahrer? Oder gar derselbe wie damals?

Stan Aubray weiß es nicht, der Zuschauer weiß es nicht und es fügt sich ins Gesamtbild des Films ein, dass es am Ende scheinbar nicht einmal der Drehbuchautor weiß. Denn in „Anamorph\" wird so gar nichts geklärt, das Drehbuch lässt den Zuschauer ständig im Stich: Wer sind die Nebenfiguren (gespielt zum Beispiel vom wie immer großartigen Peter Stormare), mit denen sich Aubray ständig trifft? Woher kennt er sie, was haben sie mit dem Fall zu tun? Was genau war eigentlich schlimmes in Aubrays Leben passiert, dass er jetzt so ein psychisches Wrack ist? Was ist die Motivation des Killers? Nach welchem Schema sucht er sich die Opfer aus? Der Film wirft eine Frage nach der anderen auf, klärt aber keine Einzige. Zu Beginn des Films hat man so oft das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben, vielleicht nur einen kleinen wichtigen Satz der erklärt, warum Aubray jetzt grade dies oder jenes tut. Aber bald wird klar, dass der ganze Film so funktioniert - oder besser nicht funktioniert.

Schade, sehr schade, denn erhofft man sich doch die ersten zwei Drittel noch, dass zum Schluss alles in einem absolut überraschenden und unerwarteten Ende geklärt wird und die ganzen Handlungsfäden zusammengeführt werden. Doch, und das sei nicht zu viel verraten, das passiert nicht. Der Film endet so offen und rätselhaft wie er angefangen hat.

Dieses erzählerische Eigentor der Drehbuchautoren ist nur schwer zu verkraften, doch zum Glück hilft einem der Film mit seiner tadellosen Inszenierung dabei. Denn hier unterscheidet er sich erstmals maßgeblich von „Sieben\". Anstatt, wie so viele ach-so-düstere Thriller einfach nur dessen Look zu kopieren, entwickelt Regisseur Henry Miller mit seinem Kameramann Fred Murphy einen ganz eigenen Stil. So sind besonders die Inszenierung und Ausstattung der einzelnen Tatorte großartige gelungen und sorgen für einige unvergessliche Szenen. In Harmonie mit der düsteren Musik von Reinhold Heil und Johnny Klimek („One Hour Photo\", „Das Parfum\") gelingt es den Film so, die komplette Laufzeit über eine bedrohliche, spannende Grundstimmung aufzubauen. Und das ist schon mehr, als die meisten Thriller hinkriegen.

Auch schauspielerisch überzeugt der Film auf ganzer Linie: Eigentlich ist „Anamorph\" eine One Man Show von Willem Dafoe. Die Kamera begleitet ihn und nur ihn den ganzen Film über, die auch vorzüglich gespielten Nebencharaktere sind nur Randnotizen. So kann Dafoe zeigen, dass er zu den ganz Großen gehört und spielt den depressiven, alkoholkranken und neurotischen Detective mit angenehmer Zurückhaltung und doch einer gewaltigen Präsenz. Dieses Schauspiel hilft den Film oft über die ein oder andere Drehbuchflaute hinweg, nämlich wenn die Story mal wieder minutenlang überhaupt nicht weitergeht und man nur Aubray beim Verarbeiten seiner Vergangenheit zusieht.

So bleibt von „Anamorph\" ein sehr zwiegespaltener Eindruck. Technisch und künstlerisch ist der Film großartig und unbedingt sehenswert. Doch das Drehbuch schwächelt den kompletten Film über, um am Ende komplett zusammenzubrechen. Wer das Genre mag und mit offenen Enden kein Problem hat, wird trotzdem auf seine Kosten kommen.

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Bild:
Koch Media hat sich bei ihrer ersten Blu-ray ordentlich Mühe gegeben. Die Schärfe ist auf einem sehr guten Niveau und vor allem das fast nicht vorhandene Filmkorn weis zu überzeugen. Einige Szenen wirken etwas überstrahlt, doch dies dient dem Regisseur eher als Stilmittel. Am Kontrast gibt es ebenfalls nicht viel zu meckern. Für ein Direct to DVD, bzw Blu-ray Release wirklich gut, wobei das letzte Quäntchen noch fehlt.

Ton:
Der Ton gibt sich dem Genre entsprechend eher zurückhaltend. Richtiger Raumklang kommt selten zustande und direktionale Effekte sucht man ebenfalls vergebens. Für den Film ist dies allerdings auch ausreichend. Zudem sind alle Dialoge klar verständlich sind.

Bonus:
Beim Bonusmaterial sieht es leider eher mau aus...

-Interviews mit Henry Miller, Marissa McMahon, Willem Dafoe, Scott Speedman (ca. 28min)
-Behind the Scenes (ca. 15min)
-Trailer

Die Interviews sind ausführlich, tiefgründig und daher sehr interessant. Sie bringen etwas Klarheit in den Film und zeigen deutlich die einzelnen Intentionen hinter dem Projekt.
Behind the Scenes. Tja, typischer Fall von: Wir hatten zwar viel Material, aber keine Lust, ein Making Of draus zu machen. Also werden die einzelnen Ausschnitte von den Dreharbeiten lieblos und unkommentiert hintereinander geklatscht. Na ja, damit kann man sich höchstens einen ungefähren Eindruck verschaffen, was für Arbeit es bedeutet, einen Film zu drehen.

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FAZIT:
Ein gewöhnungsbedürftiger Film auf einer mager ausgestatteten, aber technisch sauberen und vor allem günstigen Blu-ray.

Bild - 8,5/10
Ton - 7,5/10
Bonus - 5/10
Film - 6/10

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Gewinnspiel

Dank Koch Media, ist es uns wieder einmal möglich zwei Blu-ray und eine DVD an euch weiterzugeben. Ihr müsst nur die Frage richtig beantworten und mit ein bisschen Glück, wird eine der DVD/Blu-ray bei euch im Briefkasten landen.

1. In welchem Film spielte Willem Dafoe einen Bösewicht?
a) X-Men
b) Fantastic Four
c) Spider-Man

Schick die hoffentlich richtige Antwort und euren Forennick (falls vorhanden) bitte an: shagy@onpsx.de

Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen und Mitarbeiter dieser wunderschönen Seite und dürfen ebenfalls nicht teilnehmen. Die Gewinner werden schließlich auf der Seite OnPSX.de bekannt gegeben.

Einsendeschluss ist der 08.08.08.