Commitments-Regisseur Alan Parker schuf 1987 mit Angel Heart einen ungewöhnlichen Klassiker, der aufgrund seiner bizarren Inszenierung seit jeher das Publikum spaltet. Nun endlich veröffentlichte Kinowelt eine Neuauflage der DVD.
Originaltitel: Angel Heart
Regie: Alan Parker
Darsteller: Mickey Rourke, Robert De Niro, Lisa Bonet, Charlotte Rampling
Laufzeit: 109min
FSK: 16
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Ton: DD 2.0 Stereo (deutsch); DD 2.0 Surround (englisch)
Regionalcode: 2
Bildformat: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
TV-Norm: PAL
Produktion: 1987
Erschienen: 2006
Vertrieb: Kinowelt
Preis: 19€
Film:
New York, 1955 - Detektiv Harry Angel (Mickey Rourke), der sonst nur kleinere Aufträge annimmt, bekommt vom mysteriösen Louis Cypher (Robert de Niro) einen großen Fall vor die Nase gesetzt: er soll das Verschwinden des Schnulzensängers Johnny Favorite aufklären, mit dem Cypher noch eine alte Rechnung offen hat. Der überhebliche und abgewrackte Angel nimmt das Angebot nur mit Widerwillen an, aber wie immer lockt das Geld. Auf seiner Suche nach dem Verschwundenen gerät er immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt und Voodoo-Zauber. Letzteres scheint nicht unerheblich mit seinem Fall zu tun zu haben und ist schließlich der Schlüssel für das überraschende und zugleich schockierende Ende…

Regisseur Alan Parker geht mit „Angel Heart“ andere Wege, als man es von Hollywood gewohnt ist. Daher wäre es falsch, mit irgendwelchen Erwartungshaltungen oder Vorstellungen an den Film heranzugehen, denn es ist sowieso alles anders, als man denkt. Die Inszenierung ist eckig und kantig, durch harte Schnitte wird der Zuschauer von einer Szene in die nächste Geworfen, Traum, Illusion und Wirklichkeit ist oft nicht zu unterscheiden. Dazu lebt der Film von einer unglaublich Symbolik, die sich durch Schlüsselelemente wie Ventilatoren oder Hühner immer wieder visuell stark ins Bild rückt. Aber den größten Pluspunkt, den der Regisseur für sich verbuchen kann, ist wohl die bedrückende, pessimistische Atmosphäre: Geschaffen durch das Abwechseln von Totalen und Nahaufnahmen von für die Handlung unbedeutender Dinge (tanzende Kinder, tropfendes Wasser etc.), dem geschickten Spiel mit Licht und Schatten und die minimalistische, irgendwie abstoßende aber zugleich faszinierende Musikuntermalung von Trevor Jones ist man mittendrin statt nur dabei und kann den frostigen Atem des morbiden Auftrags und der dreckigen Umgebung förmlich spüren.
Trotzdem – unerträglich spannend ist Angel Heart leider nicht. Das liegt wohl an dem oben schon genannten Fakt, dass man als Zuschauer große Zeiträume lang einfach nur im Dunkeln steht. „Wo führt das ganze hin?“ fragt man sich mehr als einmal und ein Spannungsbogen lebt nun mal davon, dass man auf einen Höhepunkt zusteuert. Das tut dieser Film zwar auch, bloß merkt man das nicht als Zuschauer. Angel Heart hätte genauso gut noch eine Stunde länger oder eine halbe Stunde kürzer gehen können, es hätte spannungstechnisch keinen Unterschied gemacht.
Schauspielerisch ist Alan Parkers Werk ein Sahnestück: Mickey Rourke spielt den schmierigen, arroganten Privatdetektiv mit eine unglaublichen Hingabe und trägt so einen großen Teil des Films. Lisa Bonet, einigen vielleicht bekannt aus der „Bill Cosby Show“, ist ihm fast ebenbürtig und vor allen Dingen optisch ein echter Leckerbissen. Robert de Niro ist entgegen den Erwartungen, die das Cover schürt, nur relativ kurz zu sehen, spielt seine Rolle aber wie immer über jeden Zweifel erhaben. Insgesamt ein bedrückender, ungewöhnlicher Film, der zwar nicht jedermanns Geschmack sein dürfte, aber zu den Großen seines Genres gehört.

Bild:
Was bei „Angel Heart“ sofort, nämlich schon mit dem Beginn des Vorspanns, auffällt, ist der sehr unruhige Bildstand. Das Bild wackelt merklich den ganzen Film über leicht hin und her, was wohl auf ein eher mäßiges Master zurückzuführen ist. Dass man derartige Fehler mit etwas Aufwand trotzdem beheben kann, zeigt zum Beispiel die „Mein Name ist Nobody“ DVD von Paramount, allerdings war Kinowelt eine derartige Mastering-Prozedur wohl zu teuer. Auch ansonsten zeigt sich das Bild eher durchschnittlich: Ein leichtes, sehr an Filmgrain erinnerndes Rauschen durchzieht den ganzen Film und auch die Schärfe ist zwar zum größten Teil gut, aber nie überragend. Was dafür überzeugt sind die kräftigen Farben und die vielen Nachtszenen. Trotz Dunkelheit sind viele Details zu erkennen und das Schwarz bleibt Schwarz und verkommt nie zu einem rauschenden Grau.
Alles in Allem eine gute Bildqualität ohne größere Fehler, allerdings weit von der Oberklasse entfernt.
Ton:
Trotz „Premium Edition“ ist der Ton nicht sehr Premium und liegt sowohl in englisch als auch in deutsch nur in DD 2.0 vor. Dementsprechend klingt das ganze dann auch, gutes Stereo wird geboten, mehr aber auch nicht (wie auch?). Der englische Ton ist gegenüber dem deutschen noch ein klein wenig voller und voluminöser und die Dialoge klingen natürlich nicht ganz so steril, aber im Gesamten gesehen sind die Unterschiede nur marginal.
Trotzdem ist mir ein guter 2.0 Ton, wie er hier vorliegt, immer noch viel lieber als ein schlecht abgemixter 5.1 Ton, der womöglich noch mit neuen Geräuschen oder einer neuen Synchronisation verhunzt wurde,
Bonus:
Beim Einlegen der DVD’s erwarten den Zuschauer stylishe Menüs mit animierten Übergängen. Auch die Anzahl der, fast komplett deutsch untertitelten Extras kann sich sehen lassen:
• DVD 1:
- Audio-Kommentar von Regisseur Alan Parker (mit deutschen Untertiteln)
weitere Extras:
- DVD-Einführung von Alan Parker (ca. 1Min.)
- Making of "Angel Heart":
- The Reality of Voodoo (ca. 2Min.)
- Creating "The Look" (ca. 2Min.)
- Choreographing a Voodoo Ritual (ca. 2Min.)
- Interview mit Alan Parker (ca. 5Min.)
- Starinfos zu:
- Mickey Rourke (ca. 3Min.)
- Lisa Bonet (ca. 3Min.)
- Alan Parker (ca. 3Min.)
- Behind the Scenes (ca. 1Min., ohne Untertitel)
- Fotogalerien (22 Bilder)
• DVD 2:
- New Orleans Voodoo Connection (ca. 20Min.)
- Hollywood und Voodoo (ca. 11Min.)
- Voodoo und Musik (ca. 6Min.)
- Ausstellung "Voodoo Authentica" (ca. 10Min.)
- Das Ensemble "Damballah":
- Der Tanz von Oya (ca. 3Min.)
- Voodoo Macumba Dance (ca. 5Min.)
- Interview mit Alan Parker (ca. 8Min.)
- Trailer (Mr. & Mrs. Smith; Antikörper; Nikita; Silentium; Das große Fressen; Visitors; Der letzte Kaiser; Today You Die; Breaking News; Edison; The Deer Hunter; Johnny Handsome)
Die Extras der ersten DVD sind bis auf den informativen Audiokommentar leider nicht weiter der Rede wert. Einzig das 5 Minuten Interview mit Alan Parker gibt ein Paar Infos zum Film Preis, dreht sich aber auch hauptsächlich um das Arbeiten mit Robert de Niro.
Die Extras von DVD 2 sind da schon umfangreicher, wenn auch sicher nur für Voodoo-Fans interessant. In mehreren kleinen Filmen werden die Hintergründe des Voodoo-Kults ausführlichst beleuchtet. Über den Film an sich erfährt man da aber leider nichts, nur das Interview mit Alan Parker zeigt überhaupt eine Verbindung zu „Angel Heart“. Alles in Allem wäre da sicherlich mehr drin gewesen…

FAZIT:
Ein schwieriger Film auf einer leider nur durchschnittlichen DVD. Nur Fans zu empfehlen, alle anderen können auch noch ein paar Jahre auf eine Neuauflage warten (und die kommt garantiert)
Bild - 6/10
Ton - 6/10
Bonus - 6/10
Film - 8/10