Ihr habt genug von Comichelden denen Blitze aus den Augen kommen, sich in dicke grüne Ungetüme verwandeln oder sich in Strumpfhosen durch Manhattan hangeln? Dann hab ich was für euch. Darf ich vorstellen...Harvey Pekar...nein nicht Parker! Pekar. Zudem gab es Harvey Pekar wirklich, nicht so wie die andern Helden. Sunfilm hat sich nun die American Splendor Linzens gekrallt und stell euch den etwas anderen Comichelden in einer wunderschönen Veröffentlichung näher vor.
Originaltitel: American Splendor
Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini
Darsteller: Paul Giamatti, Harvey Pekar, Hope Davis, Earl Billings, James Urbaniak
Laufzeit: 96
FSK: 12
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Ton: DD 5.1 und dts 5.1 (Englisch nur DD 5.1 und Kommentar DD 2.0)
Regionalcode: 2
Bildformat: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
TV-Norm: Pal
Produktion: 2003
Erschienen: 2005
Vertrieb: Sunfilm
Preis: 17
Story:
Harvey Pekar (Paul Giamatti) arbeitet in einem Krankenhaus in Cleveland als Sachbearbeiter und ist von seinem Leben tierisch angepisst. Er ist immer schlecht gelaunt, unsympathisch, depressiv, unordentlich, neurotisch und vereinigt so ziemlich jede weitere bekannte schlechte Eigenschaft in sich. Eben ein wahrer Antiheld. Eines Tages lernt er auf einem Flohmarkt Robert Crumb (Erfinder von Fritz the Cat) kennen und freundet sich mit ihm an. Immerhin lieben beide Comics und Musik über alles und kommen sich so näher. Irgendwann hat Harvey die Idee selbst einen Comic zu veröffentlichen, doch leider hat er überhaupt keinen Plan vom Zeichen. Also bittet er Robert für ihn die Illustrationen zu zeichnen, während Harvey die Storys schreibt. Und da er die ganzen aalglatten Helden eh nicht leiden kann, schreibt er einfach von seinem Leben und nennt das ganze American Splendor. Er hat Erfolg damit und landet sogar öfters bei der Letterman Show...sein Leben ändert sich aber nicht...na ja fast. Er heiratet einen weiblichen Fan beim ersten Blind Date und beide bilden ein absolut schräges und völlig ungleiches Paar.

American Splendor ist ein typischer Film den man entweder liebt oder langweilig findet. So ist der Film einfach nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen, Begebenheiten und Episoden. Halt ganz wie die Comicvorlage. Auch ist der Film nicht wirklich spannend und hat so gut wie keine Höhepunkte. Das was den Film allerdings so genial und liebenswert macht, ist der feine Humor und andere kleine Sachen an denen man sich erfreut. So schlendert Pekar durch die Straßen und lauscht andern zu, oder überlegt welche Schlange im Supermarkt nun die schnellste ist, nur um am Ende doch gefrustet an der falschen anzustehen. Dabei ist alles sehr sarkastisch und schwarzhumorig erzählt und es finden sich früher oder später alle Menschen in seinem Umkreis in den Comics wieder. Zusätzlichen Pepp in die Geschichte bringt seine Frau Joyce (Hope Davis). Früher Fan und gleich beim ersten Blind Date der Spruch: Ich finde, wir ersparen uns die üblichen Rituale und heiraten. Die Inszenierung ist ebenfalls erstklassig und wurde kräftig dokumentarisch angehaucht. So erzählt Augenzwinkernd der echte Pekar aus dem Off bzw. in einem kargen, weißen Raum, dass der Schauspieler ihm doch gar nicht ähnlich sähe und der Film wird immer wieder durch Interviews mit dem echten Pekar, Toby, Jocye und Co. unterbrochen. Das früher die Regisseure Dokumentarfilme gedreht haben, sieht man auch daran, dass immer wieder Bildmaterial von früher eingespielt wird. So sieht man den echten Pekar bei Letterman oder den echten Toby in einer MTV Show auftreten. Leider wollte der Sender, wo Letterman läuft, die Bänder vom Streit zwischen Letterman und Pekar nicht rausrücken und somit wurde die eine Szene nur nachgestellt. Schade. Auch gibt es immer wieder ganz Comic like Sprechblasen zu sehen, oder der Film wird anhand von Panels erzählt.
Von Seiten der Darsteller gibt es hier ebenfalls keinen Anlas zur Kritik. Paul Giamatti als Pekar spielt in seiner ersten Hauptrolle grandios und besonders der Monolog wo er durch verschiedene Panels läuft ist fabelhaft. Er ist einfach perfekt für die Rolle des depressiven und immer schlecht gelaunten Pekar. Aber auch die anderen Darsteller wie Hope Davis als Joyce mit gehörigem Mut zur Hässlichkeit oder Judah Friedlander als Ober Nerd Toby spielen toll. Viele haben zwar bemängelt, dass zum Ende hin der Film aufgrund von Pekars Hodenkrebsgeschwür zu Gefühlsdusselig wird, doch es ist immerhin eine Biographie und da gehört so was halt mit dazu (immerhin hat Pekar über seine Krankheit einen American Splendor Comic verfasst). Gestört hat es mich nicht und zudem hat es dem Film etwas mehr Tiefe gegeben.
Bild:
Leider gibt es hier ab und an mal kleinere Defekte zu sehen und die Schärfe kann ebenfalls nicht wirklich überzeugen. Rauschmuster gibt es auch vereinzelt ein paar mal zu sehen. Alles in allem nicht überragend, aber auch nicht wirklich tragisch und zu verschmerzen.
Ton:
Soundtechnisch gibt es natürlich nicht viel bei einem Dialogfilm zu verzeichnen. Der Soundtrack ist mit seinen Jazzigen Stücken sehr gut und passt super zum Film. Die Dialoge sind auch immer klar zu hören und nur im englischen O-Ton gibt es teilweise ein minimales Rauschen zu hören.
Bonus:
Auf der DVD befinden sich hinter den hübsch animierten Menus gerade einmal ca. 15min an Extras:
-Making Of
-diverse Interviews mit den echten Menschen
-Behind the Scenes
-Produktionsnotizen
-Featurette \"Road to Splendor: Cannes Film Festival\"
-Einblick in die Entstehung der Einführungssequenz und der Spezialeffekte
-Audiokommentar mit den Regisseuren und Darstellern
Neben den relativ wenigen Extras auf der DVD, weis aber die Verpackung vollends zu überzeugen. So ist das ganze ein Digipack und beinhaltet einen 24seitigen Comic. Dieser ist in deutscher Sprache und wurde extra von Sunfilm in Auftrag gegeben. Überhaupt ist die ganze Verpackung wie ein Comic aufgemacht und um den Eindruck noch zu verstärken steckt das Digi in einem durchsichtigen Schuber, worauf noch 2 Comicfiguren zu sehen sind. Wirklich sehr, sehr hübsch. Super Sunfilm!

FAZIT:
Nachdem letztes Jahr der Film The Cooler mein persönlicher Überraschungshit war, ist es in diesem Jahr American Splendor. So ist der Held zwar eigentlich ziemlich unsympathisch, doch beim Zuschauer ein liebenswerter Außenseiter. Der Film ist ein tolles Kleinod aus dem amerikanischen Indepentend Bereich und bietet auf der einen Seite tollen Humor und ist auf der anderen Seite tief bewegend. So erzählt der Film wie auch die Comics herrlich banale Geschichten des Alltags und hat ordentlich Kultpotenzial. Originelle Erzählweise, tolle Inszenierung und super Darsteller. Was will man mehr? Der Film wurde zurecht in Cannes und auf dem Sundance Festival ausgezeichnet und nebenbei wurde der Film noch für einen Oscar im Bereich Drehbuch nominiert. Anschauen!
Bild 6,5/10
Ton - 7/10
Bonus - 6/10
Film 9/10
